Sie hatte nur noch wenige Tage zu leben!
Ein Auge war vereitert.
Das Kitten war gerade 6 Wochen alt und ganz alleine.
Keine Katzenmutter weit und breit.
Niemand versorgte sie.
Und das auf einem belebten Parkplatz mitten in Marrakech.
Octavia und Klaus waren nach einer langen Fahrt mit ihrem Camper durch die sengende Hitze Marokkos auf der Suche nach einem Stellplatz in der Stadt.
Hinter der Koutoubia Moschee fanden sie in der hintersten Ecke eine freie Parklücke.
Direkt gelegen neben einigen verschlosssenen Garagen, die schon bessere Tage gesehen hatten.

Als sie endlich den Motor ausschalteten und die Stille den Lärm ersetzte, überlagerte ein schwaches, aber durchdringendes Mauzen die Geräusche des Parkplatzes.
„Hörst du das? Das ist doch ein Katzenbaby?“, lauschte Octavia, nachdem sie die Campertür öffnete.
Sie sahen sich um, gespannt darauf, herauszufinden, wo das Geräusch herkam.
Neugierig verließen sie den Camper und näherten sich vorsichtig den dunklen Ecken neben den Garagen.
Aber sie sahen nichts. Hörten nur deutlich das Miauen.
Einige Minuten riefen die Beiden nach dem Kitten.
Vergeblich.
„Wir müssen es später noch mal versuchen, wenn wir von der Medina zurückkommen.“ Octavia nickte zustimmend.
Der Vollmond stand bereits hoch und mächtig über der Altstadt Marrakechs.
Octavia und Klaus erreichten den Platz Jemaa el-Fnaa .
Sobald die Sonne unterging, verwandelte er sich in eine bunte Bühne.
Hier spürte jeder Gast den magische Flair des Orients. Gerüche von gegrilltem Fleisch und minzduftendem Tee lagen in der Luft.
Der Gedanke an ein verlassenes Kätzchen ließ ihnenn allerdings keine Ruhe.
Das gegrillte Gemüse und die Spieße waren hervorragend!
Gestärkt ließen sie den Platz hinter sich.
Es kühlte sich am Abend merklich ab. Die Temperaturen spürbar unangenehm.
Da war es wieder! Das Mauzen.
Das Kitten wollte eindeutig ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Jemand, der ihr half – sie rettete!
„Ich sehe sie nicht, Schatz. Was sollen wir machen?“ Octavia war verzweifelt.
„Wir müssen direkt morgen früh im Hellen nach ihr suchen. Vielleicht kommt sie dann raus.“

Die Nacht war kurz.
Der frühe Gesang des Muezzins schallte von der Moschee zum Camper rüber.
Auf dem Parkplatz war es um diese frühe Uhrzeit noch ruhig.
Klaus öffnete die Tür und sah etwas Unglaubliches:
„Schatz, da ist eine große weisse Katze!“
Octavia schaute schnell aus dem Fenster. „Da ist die Kleine. Direkt hinter der Weißen.“
Anscheinend führte die Fremde Katze das kleine Kitten direkt in die Arme der Beiden.
Ein Schutzengel?
Mit einem Wasserschälchen gingen Octavia und Klaus sofort hinaus.
Verängstigend verkroch sich das Kätzchen unter den Camper.
„Oh nein, sie ist so klein!“ Octavia war sichtlich bewegt. „Und sie ist Dreifarbig.“
Noch immer traute sich das Calico nicht näher.
Doch jetzt konnten sie ihren schlechten Zustand erkennen.
Ein Auge war komplett zu, das andere nur noch halb auf.
Ihre wuscheligen Haare und die kleinen kurzen Beinchen sahen so niedlich aus.
Sie hatte nur Milchschneidezähne, sonst nichts.
Und dann war da noch etwas – ein ganz besonderes Markenzeichen.
„Das gibts doch gar nicht!“ Klaus konnte es nicht glauben.
Das Kitten hatte zusätzlich ein graues Dreieck auf der Nase.
„Wir müssen sie retten, sonst verhungert sie.“
Beide waren nun fest entschlossen.
„Ich hohle die Jutetasche. Damit können wir sie vielleicht einfangen.“
„Mach schnell, sonst rennt sie wieder weg.“
Die Weiße war inzwischen verschwunden.
Klaus eilte in den Camper, während Octavia weiterhin beim Kätzchen blieb und leise beruhigende Worte sprach.
Sie kniete sich hin, um möglichst wenig bedrohlich zu wirken.
Sie musste das Vertrauen des kleinen Fellbündels gewinnen, bevor sie es in die Tasche setzen konnten.
„Wir wollen dir helfen, Kleines. Hab keine Angst“, flüsterte Octavia ihr liebevoll zu.
Sie streckte langsam ihre Hand aus, um das Kätzchen zu beruhigen. Es zögerte, schnupperte an ihrer Hand und miaute leise.
Mit einer sanften, aber schnellen Bewegung hob Klaus das Kätzchen vorsichtig auf und legte es in die Jutetasche.
Es zuckte zusammen, entspannte sich aber schnell, als es spürte, dass nun keine Gefahr mehr drohte.
Diese Nacht hatte das Kitten ein warmes Plätzchen. Am nächsten Morgen wollten Octavia und Klaus entscheiden, was sie tun konnten.
Diese wahre Katzengeschichte ereignete sich im November 2018.
Octavia und Klaus gaben ihr den Namen „Sweety Marrakech“.
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